80 Jahre Kriegsende und Neuanfang
Sonderausstellung im 1. OG des LernWerks
07.05.2025 bis 28.05.2025
(Verlängert bis 08.06.2025)
Vor 80 Jahren im März 1945 überquerten die alliierten Truppen den Rhein. Das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und das Ende des Kriegsgeschehens rückten in greifbare Nähe. Nach dem zerstörerischen Bombenangriff auf Bocholt am 22. März 1945 und dem Einmarsch britischer Soldaten wurde Bocholt am 30. März 1945 von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befreit. Not, Hunger und Zerstörung prägten das Leben in der vollkommen zerstörten Innenstadt. Aber auch die Ungewissheit über das Schicksal und den Verbleib von Angehörigen und Freunden, die als Zivilisten oder Soldaten weiter Bombenangriffen, Krieg, Gefangenschaft, Terror oder Vertreibung ausgesetzt waren, lösten Leid und Trauer aus. Die britische Militärregierung übernahm die zivile Kommandogewalt und eine der ersten Maßnahmen war die Verhängung einer Ausgangssperre und die Aufforderung an die Bevölkerung Waffen, Munition und sonstiges militärisches Material unverzüglich abzuliefern. Der in Bocholt praktizierende Arzt Dr. Wilhelm Benölken von den Briten zum Stadthauptmann ernannt. Aus der Verwaltung sollten alle führenden Nationalsozialisten entfernt (Entnazifizierung) werden. Die Innenstadt von Bocholt war fast vollständig zerstört und erst nach und nach kehrten die Menschen in ihre zerstörten Häuser und Wohnungen zurück. Das Verhältnis zu den niederländischen Nachbarn war nach dem Überfall der deutschen Truppen auf die Niederlande zutiefst belastet: Ein Grenzstreifen (Niemandsland), der von niemandem betreten werden durfte, wurde am 8. Mai 1945 eingerichtet. Die niederländischen Forderungen nach Reparationen sowie Gebietsabtretungen belasteten das Verhältnis zusätzlich. Der westliche Teil von Suderwick wurde von 1949 bis 1963 unter niederländische Verwaltung gestellt.
Dass diese aufwühlenden Ereignisse eine Befreiung von Willkür und Terror bedeuteten, kam den meisten Bocholterinnen und Bocholtern vor diesem Hintergrund noch nicht ins Bewusstsein. Erst langsam begann das öffentliche und gesellschaftliche Leben wieder zu wachsen und mit Durchführung der ersten Kommunalwahlen unter Aufsicht der Militärregierung im April 1946 konnten die Menschen „Demokratie lernen“. 80 Jahre nach Kriegsende ist heute ist der 8. Mai ein europäischer Gedenktag für Frieden und Freiheit.
Das Stadtarchiv und das Stadtmuseum Bocholt möchten mit der Ausstellung „80 Jahre Kriegsende und Neubeginn“ anhand von vier Themenfelder einen Einblick in das Jahr 1945 geben. Neben der Darstellung von Krieg und Kriegsende mit der damit verbundenen Not und den täglichen Herausforderungen für die Menschen werden in der Ausstellung der Neubeginn des gesellschaftlichen und demokratischen Lebens sowie die Grenzbeziehungen zu den Niederlanden thematisiert. In der Ausstellung werden nicht nur Dokumente und Objekte gezeigt, sondern auch anhand von Zeitzeugeninterviews und historischen Filmaufnahmen ein multimedialer Blick auf das Jahr 1945 geworfen. Das Projekt „Bocholter Zeitzeugen 2.0“ gibt anhand von persönlichen Schilderungen einen Einblick in das Leben und die Herausforderungen vor 80 Jahren in Bocholt.
Krieg in Bocholt
Spätestens mit dem Überfall deutscher Truppen auf die Niederlande im Mai 1940 erreichte der Zweite Weltkrieg auch Bocholt. Die Ungewissheit über das Schicksal und den Verbleib von Angehörigen und Freunden, die als Zivilisten oder Soldaten Bombenangriffen, Deportationen, Krieg, Gefangenschaft und Terror ausgesetzt waren, war allgegenwärtig. Die sich verschlechternde Versorgungslage, die immer wiederkehrenden Luftalarme sowie die Heranziehung der in Bocholt verbliebenen Schüler und älteren Männer zu Schanzarbeiten und Volkssturm prägten den Alltag in den letzten Kriegswochen. Zerstörte Gleisanlagen und Straßen sowie der direkte Beschuss fahrender Züge brachten den Verkehr nahezu vollständig zum Erliegen.
Kriegsende in Bocholt
Als alliierte Truppen am 24. März 1945 den Rhein überquerten und rasch nach Norden und Osten vordrangen, rückte für Bocholt das Ende der national-sozialistischen Herrschaft und des Krieges in greifbare Nähe. Seit Anfang März 1945 heulten in Bocholt fast täglich die Sirenen. Am 22. März 1945 wurde Bocholt fast vollständig zerstört. Um 14.10 Uhr legten rund 300 britische Jagdflugzeuge die Stadt in Schutt und Asche.
85 Prozent der Gebäude wurden zerstört, 234 Menschen starben. Die deutschen Soldaten und der nationalsozialistische Bürgermeister Rottmann flohen Richtung Norden. Am 30. März 1945 marschierten britische und kanadische Soldaten in Bocholt ein und beendeten hier die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.
Not und Neuanfang
Not, Hunger und Zerstörung prägten das Leben in der fast vollkommen zerstörten Bocholter Innenstadt. Die britische Militärregierung übernahm die zivile Kommandogewalt in der Stadt. Eine der ersten Maß-nahmen war die Beschlag-nahmung und Zwangsrationierung von Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum. Das zuvor befreite Stadtwaldlager diente danach als Durchgangslager für die vielen entwurzelten Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter und anderen „Displaced persons“.
Aus der Verwaltung sollten alle führenden Nationalsozialisten entfernt werden (Entnazifizierung). Oberstes Ziel der Militärregierung war die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Wohnraum.
Grenzbeziehungen und Aussöhnung
Das Verhältnis zu den niederländischen Nachbarn war nach sechs Jahren Krieg zutiefst belastet: Ein Grenzstreifen (sogenanntes Niemandsland), der von niemandem betreten werden durfte, wurde am 25. April 1945 für wenige Monate eingerichtet. Die niederländischen Forderungen nach Reparationen sowie Gebietsabtretungen belasteten das Verhältnis zusätzlich. Letztlich wurden nur kleine Grenzgebiete wie beispielsweise Suderwick-West von 1949 bis 1963 unter niederländischer Verwaltung gestellt.
Ein Zeichen der Aussöhnung sind die seit 1952 begründeten Städtepartnerschaften mit Rossendale, Bocholt (B), Aurilllac und Akmene sowie die Zusammenarbeit in der EUREGIO.