Objekt des Monats – April 2025
Einmal im Monat präsentiert das Stadtmuseum in Kooperation mit dem Bocholter-Borkener Volksblatt (BBV) ein Objekt aus seiner Sammlung.
Stereoskop
Stereoskop
Datierung: Um 1900
Maße: 180x145x220mm
Material: Messing, Holz
Inv. Nr. 2024.1139 (Stereoskop)
Eigentümer: Stadtmuseum Bocholt
In 3D um die Welt – Das Stereoskop als Fenster zur Vergangenheit
Was heute wie ein hübsches Holzspielzeug aussieht, war einst ein echtes Fenster zur Welt: Dieses Stereoskop stammt aus der Zeit um 1900 und diente dazu, sogenannte Stereofotografien in 3D zu betrachten. Zwei nebeneinanderliegende Fotos, leicht versetzt aufgenommen, verschmelzen durch die Linsen im Auge zu einem räumlichen Bild – eine frühe Form der „virtuellen Realität“, ganz ohne Strom oder Bildschirm.
Die Idee dazu ist erstaunlich alt: Schon 1838 entwickelte der britische Naturforscher Charles Wheatstone das erste Stereoskop – mit Spiegeln. 1849 machte der schottische Physiker David Brewster daraus ein handlicheres Linsenmodell, das später auf der Weltausstellung 1851 für Furore sorgte. Ab dann ging’s schnell: Stereoskope fanden ihren Weg in Schulen, Wohnzimmer und Reisegepäck.
Die Gravur auf der Rückseite dieses Exemplars nennt mehrere Länder – USA, Kanada, Frankreich und Deutschland – was auf eine internationale Verbreitung oder Patentierung hindeutet. Der Vermerk „AP.R. 23“ lässt sich als Hinweis auf ein Patentdatum in den USA deuten.
Stereoskope waren nicht nur Unterhaltung – sie boten auch Bildung, Weltwissen und Fernweh in Bildern. Sie erzählen von einem Zeitalter, in dem die Neugier auf die Welt genauso groß war wie der Erfindergeist.